Der Förderkreis setzt sich für die Erhaltung, Instandsetzung und angemessene Nutzung gefährdeter Kirchenbauten in Berlin und besonders in Brandenburg ein. Er arbeitet unabhängig, politisch neutral, überkonfessionell.
Die Kolonisten, die das Land jenseits der Elbe Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts besiedelten, bauten sich zunächst Holzkirchen; ihre Nachkommen ersetzten sie jedoch bald durch Bauten aus dem Material, das es reichlich gab - Feldstein. Etwas später kam Backstein als Bau- und Schmuckmaterial hinzu. Nach dem 30-jährigen Krieg baute man die zerstörten Kirchen bescheiden in Fachwerk wieder auf. Nachdem sich das verwüstete Land etwas erholt hatte, entstanden barocke und klassizistische Putzbauten. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte die rege Bautätigkeit auch in den Dörfern historisierende Sakralbauten hervor. Zahllose Generationen haben den Mittelpunkt ihres spirituellen, kulturellen und sozialen Lebens zu bewahren versucht - auch in Zeiten von Armut, Seuchen und Kriege. Die Kulturbrüche des 20. Jahrhunderts freilich haben diesem einzigartigen Kulturerbe besonders arg zugesetzt.
Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. hat sich zur Aufgabe gesetzt, Erhaltung, Instandsetzung und Nutzung der Kirchenbauten zu fördern.
In der DDR-Zeit sind Glaube und Kirche marginalisiert worden. Es wurde wenig Geld für die Pflege der Kirchengebäude aufgewendet. Trotz der staatlichen Behinderungen und des Materialmangels haben die Kirchengemeinde bewundernswertes geleistet, um die Kirchengebäude vor Ort zu erhalten und zu pflegen.
Heute stellen wir in Folge der zwei Diktaturen eine starke Säkularisierung und einen Verlust der kirchlichen Bindung fest. Gleichzeitig sind viele Kirchengebäude im ländlichen Raum marode. Der Sanierungsstau bei den Dorfkirchen begann im Grunde bereits mit dem Ersten Weltkrieg 1914.
Der Förderkreis Alte Kirchen möchte diese negativen Folgen der DDR-Zeit kompensieren; besonders der Erhalt der Kirchen liegt ihm am Herzen.
Dabei zeigt sich, dass die Menschen, die den Erhalt vor Ort aktiv unterstützen, nicht nur Kirchenmitglieder sind. Indem der Verein die Gebäude erhält, erhält er den Identifikationspunkt des Ortes auch für Nicht-Konfessionelle. Indem er die Zugänge zur Kirche schafft, gewährt er den Bewohnern und Touristen besondere Räume der Stille und der Andacht.
Der Förderkreis Alte Kirchen wurde 1990 als gemeinnütziger und ehrenamtlich tätiger Verein gegründet.
Der Verein ist kirchlich unabhängig und denkmalpflegerisch orientiert. Der Förderkreis arbeitet ohne öffentliche Zuschüsse und finanziert seine Arbeit ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, dem Verkauf eigener Publikationen und den Erlösen eigener Veranstaltungen. Der Förderkreis Alte Kirchen hat (Stand September 2014) etwa 600 Mitglieder.
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, Spenden zu sammeln und weiterzureichen. Insgesamt konnten über 1.200.000 Euro für mehr als 300 Projekte zur Verfügung gestellt werden. Die Gesamtfinanzierung, die damit erreicht wird, liegt allerdings um ein Vielfaches höher, denn es wird darauf geachtet, dass das Geld in der Regel zur Ko-Finanzierung eines größeren Projekts verwendet wird. Die Zusammenarbeit mit den mehr als 300 lokalen Fördervereinen in Brandenburg, ebenso wie mit den Kirchengemeinden und den kirchlichen und staatlichen Behörden hat sich über die Jahre bewährt. Viele Vereinsgründungen wurden durch den Förderkreis Alte Kirchen initiiert. Er berät, vernetzt, stellt Kontakte zu Institutionen der Denkmalpflege, Ministerien, Sponsoren, Stiftungen etc. her, moderiert Planungsgespräche, finanziert Schadensgutachten, vermittelt Benefizkonzerte und vieles mehr. Seit 2009 hat sich innerhalb der Förderkreis Alte Kirchen die dezentrale Regionalbetreuung für die Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Fördervereinen und Kommunen bewährt.
Seit 2002 legt die „Dorfkirche des Monats“ ein besonderes Augenmerk auf eine ausgewählte Kirche. Ebenfalls seit 2002 findet jährlich die Ausschreibung "Startkapital für neu gegründete Kirchen-Fördervereine" statt; mit dem Preisgeld in Höhe von je 2500 Euro, das im Rahmen einer Festveranstaltung an die fünf Preisträger verliehen wird, wird das Engagement in den Dörfern unterstützt. Allein auf diesem Weg wurde die Arbeit von neugegründeten lokalen Vereinen mit bisher insgesamt 200.000 Euro angeschoben.
Das Mitteilungsblatt "Alte Kirchen" erscheint seit 1995 in drei Ausgaben jährlich; es werden jeweils mehr als 1600 Exemplare verschickt. Seit 2005 kann auch online monatlich ein Infobrief mit aktuellen Informationen bestellt werden.
Seit 2000 bildet das Projekt "Offene Kirchen" einen Arbeitsschwerpunkt des Vereins. Der Grundgedanke ist, dass Dorfkirchen mehr Aufmerksamkeit und Förderung als herkömmlich bedürfen, auch durch Touristen und fremde Besucher. Geöffnet können die Kirchen zu einem Treffpunkt werden, an dem die Gastgeber ihre Bemühungen um die Kirche darstellen und die Gäste erfahren, dass der "Ort" Dorfkirche etwas ist, was auch zu ihrer Geschichte gehört. Es wurden Hinweisschilder angefertigt, die an der Straße aufgestellt zum Besuch einladen. Dazu erscheint jährlich die Broschüre "Offene Kirchen. Brandenburgische Kirchen laden ein", welche außer den Adressen der rund 1000 beteiligten Kirchen zahlreiche Beiträge über Geschichte, Kunstgeschichte, Denkmalpflege sowie die Probleme und Möglichkeiten bei der Erhaltung von Dorfkirchen enthalten. Das Heft wird in großzügiger Gestaltung in einer Auflage von 10.000 Exemplaren gedruckt. Es wird über ca. 500 Kirchen, Pfarrämter, Buchhandlungen und Touristikzentren in Berlin und Brandenburg vertrieben.
Nachdem in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der baulichen Sicherung und Instandsetzung von Kirchengebäuden erzielt wurden, unterstützt und fördert der Förderkreis Alte Kirchen seit Jahren besonders eine angemessene Nutzungserweiterungen von Kirchen als Grundlage für deren Erhaltung. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes konnte Ende 2007 die Ausschreibung für einen Wettbewerb "Kunst und Kultur in brandenburgischen Dorfkirchen" realisiert werden. Darüber hinaus beteiligt sich der Förderkreis Alte Kirchen an den Projekten: „Theater in der Kirche“ und „Musikschulen öffnen Kirchen“. Im November 2009 starteten das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. die Spenden-Aktion "Menschen helfen Engeln". Das große Echo ermöglichte zwei Fortsetzungen in den beiden folgenden Jahren. Mit den gespendeten ca. 75.000 Euro konnten über 20 Taufengel restauriert und an ihrem ursprünglichen Platz in den Kirchen aufgehängt werden. Seit November 2012 wird mit der Aktion "Vergessene Kunstwerke - Ein Altar braucht Hilfe" zu Spenden für den Altar der Dorfkirche von Laubst, seit Weihnachten 2013 für den Schnitzaltar in Dedelow geworben.
Der Förderkreis Alte Kirchen hält durch ein vielfältiges Angebot von Exkursionen und Vorträgen den Kontakt zu seinen Mitgliedern und Freunden. Regelmäßig präsentierte der Förderkreis Ausstellungen. Von 2004 bis 2012 wurde in den alten Bundesländern an wechselnden Plätzen die Ausstellung "Gefährdete Schönheit. Dorfkirchen in Brandenburg" gezeigt.
Um auch Kindern und Jugendlichen die Kirchengebäude nahe zu bringen, veranstaltete der Förderkreis 2006 gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport einen Malwettbewerb unter dem Titel "Unsere Kirche – Ein Schatz unseres Heimatortes", der sehr gut angenommen wurde und bemerkenswerte Ergebnisse brachte.
Einige wenige Beispiele erfolgreicher Sanierungen aus jüngster Zeit an denen der Förderkreis Alte Kirchen beteiligt war:
Zur Mitgliederversammlung der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V. im Mai 2014 wurde eine Zusammenfassung der Mitgliederzahlen, Mitgliedsbeiträge, Spenden, Projektförderungen und des Kapitalvermögens der Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen vorgestellt, die unter diesem Link angesehen oder heruntergeladen werden kann. http://www.altekirchen.de
Der Förderkreis bekam für sein Engagement für den Erhalt von Kirchen 2013 vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) die "Silberne Halbkugel". Er erhielt 2002 den "Brandenburgischen Denkmalpflegepreis" und 2003 ein Diplom zum Preis der Europäischen Union für das kulturelle Erbe "Europa Nostra Awards 2003". Der Geschäftsführer des Förderkreises, Bernd Janowski, wurde 2006 mit der Paul-Gerhardt-Medaille der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz und 2011 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.