Nach der Fusion im Jahr 2001 überlegte sich eine Gruppe von Gemeindegliedern im Bereich der Segenskirche, wie das Gebäude in der Zukunft genutzt werden könnte.
Aus verschiedenen Projekten wählten sie "Stadtkloster" aus. Um das zu verwirklichen suchten sie die Kooperation mit einer Kommunität. 2007 zogen zwei Familien der evangelischen Familienkommunität Don Camillo aus der Schweiz nach Berlin.
Die Segenskirche liegt im Prenzlauer Berg, mitten in Berlin an der Schönhauser Allee. Die Kirchengemeinde bestand seit 1908 und auch in der Zeit der DDR wurden hier Gottesdienste gehalten und lebte die Gemeinde.
Die schwindenden Ressourcen führten dazu, dass vier Kirchgemeinden 2001 fusionierten. Jeder Standort sollte sich überlegen, welches Profil er sich geben möchte. An der Segenskirche entschied sich eine Gruppe von Gemeindegliedern, ein Stadtkloster zu verwirklichen, sie wollten eine Standort, an dem Menschen leben, beten und arbeiten und an dem geistliche Angebote entwickelt und angeboten werden.
Der Prenzlauer Berg ist ein Stadtviertel, das sich nach der Wende stark verändert hat. Hohe Fluktuation, Zuzug vieler junger Menschen, auch aus den umliegenden europäischen Ländern, prägen das Bild heute.
60% der Wohnungen sind Single-Haushalte, da der Prenzlauer Berg aber auch sehr dicht besiedelt ist, gibt es auch viele Familien mit Kindern.
Der Gebäudekomplex der Segenskirchewar in einem schlechten Zustand. Innen war immer wieder mal etwas gemacht worden. Die Außenhülle war seit dem Krieg nur geflickt worden, nie grundlegend saniert.
Inhalt: Ein Angebot urbaner Spiritualität entwickeln und pflegen
Das Stadtkloster versteht sich als ein „geistliches Gasthaus an den Wegen der Menschen“, wie es Bischof Joseph Hubert Reinkens im 19. Jahrhundert als Wunsch-Bild von Kirche formulierte. Einzelne und Gruppen sind immer wieder zu Gast – unser Gästehaus liegt direkt an der Kirche. Auch unser Garten lädt zum Verweilen ein. Wir hoffen, dass Menschen sich selbst, Gott und dem Mitmenschen neu begegnen.
Das Stadtkloster ist ökumenisch. Es gehört zur evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, sowie zur örtlichen Kirchengemeinde „Evangelische Kirche Prenzlauer Berg Nord“. Es ist als Werk der Kirche anerkannt.
Die geistlichen Angebote schöpfen aus unterschiedlichen christlichen Traditionen und die Mitglieder des Konventes gehören verschiedenen Konfessionen an. Dasselbe gilt für die „Stadtkloster-Gemeinschaft“, die im Januar 2018 gegründet wurde: Eine Weggemeinschaft von Menschen, die sich mit dem Stadtkloster verbunden fühlen und sich verbindlich einbringen wollen (möglicher Weise vergleichbar mit einem Drittorden im Umfeld traditioneller Klöster). All das versuchen wir, wenn möglich, mit Humor und Leichtigkeit zu leben und wollen es mit der Autorin Anna Gavalda halten: „Zusammen ist man weniger allein.“
Bau / Sanierung
Das Gebäude soll saniert werden und für die neue Nutzung als Stadtkloster umgebaut werden.
Über 70% der Menschen leben in Deutschland in Städten (vgl. Statista 2017). Weltweit wachsen die Metropolen. Das Leben wird zunehmend schneller und diesseitiger. Mit dem Verlust der Transzendenz verlieren wir die ‚Ewigkeit‘. Die Zeit, die wir leben, wird knapp, auch wenn es achtzig Jahre sind (vgl. Gronemeyer 1993). In dieser Zeit müssen wir – bei guter Gesundheit – alles erleben, was möglicherweise erlebenswert ist. Die Zeit ist eine kostbare, nicht erneuerbare Ressource geworden. Gerade die Stadt steht für Schnelligkeit und Wandel, auch für ein Leben, das im Vordergründigen, Plakativen gelebt werden kann. In der kleinen dörflichen Gemeinschaft mit ihrer hohen Sozialkontrolle ist es schwieriger, mehr zu scheinen. Viele Menschen sind mit diesem schnellen Leben überfordert. Zwei Auswege bieten sich an: Die Flucht – aufs Land, ins Vergnügen, in die Arbeit, in den Tod. In der Stadt erleben wir viele Formen des Eskapismus bis hin zum „Komasaufen“ ganzer Gruppen. Oder die Reise nach innen, das Wiederentdecken der Spiritualität. Wir beobachten das in vielfältigen Formen (vgl. Zulehner 2008 GottesSehnsucht). Ich bin überzeugt, dass die Kirchen dazu ihren Beitrag leisten können. Wir haben einen reichen Schatz an Erfahrungen. Es stellt sich die Frage, wie wir diesen Erfahrungsschatz vermitteln, so dass er nicht ‚ewiggestrig‘ oder ‚altbacken‘ wirkt.
Das Stadtkloster Segen lebt davon, dass vor Ort eine Lebensgemeinschaft ihren Alltag gestaltet. Tagzeitengebete und Gottedienste, Angebote zur Meditation in der Woche leben davon, dass die Menschen, die hier leben, das gestalten, was ihnen selber wichtig ist.
Es braucht dazu keine verfasste Kommunität, aber Menschen, die bereit sind ein gewisses Maß an Verbindlichkeit einzugehen, etwa dass sie nach ihren Möglichkeiten, die Gebete und die Angebote mittragen.
2004 besuchte Pfarrer Gisbert Mangliers die Communität Don Camillo in der Schweiz und stellte sein Projekt "Stadtkloster Segen" der Gemeinschaft vor. Eine rege Besuchs- und Reisetätigkeit setzte ein. Mehrere Besuche der Communität in Berlin, Besuche von Delegationen der Gemeinde in Montmirail ermöglichten es, 2007 einen Kaufvertrag und verschiedene Kooperationsverträge abzuschließen.
Es ist für das Projekt entscheidend, dass das Stadtkloster Teil der evangelischen Kirche Berlin, Brandenburg, Schlesische Oberlausitz (EKBO) ist, aber finanziell und organisatorisch eigenständig. Die Organisationsform "Kirchengemeinde" mit Gemeindekirchenrat und Ausschüssen eignet sich aus unserer Erfahrung wenig für Projekte dieser Größenordnung.
Bau
2007 -2008 Bestandsaufnahme, Baueingabe, Planung mit einem Architekturbüro. Sanierung Wohnraum, erste Gästezimmer
Dachstock Seitenflügel Süd vor der Sanierung
Heute der stille, helle, warme Meditationsraum!
2009 - 2011 Sanierung der Außenhülle
Die neue Fassade strahtl und zieht Menschen an!
Sanierung der Dächer - Installation einer Solaranlage für die Warmwasseraufbereitung
Relief über dem Kircheneingang 2007
Relief in Arbeit
Relief fertig gestellt
2012 Heizung: Ersatz des alten Heizölkessels durch eine Holzpellets-Gasheizung.
Alte Heizung mit Ölbrenner
Neue Heizung mit zwei Pelletskesseln und einem Gaskessel (im Hintergrund)
2013 Küche
Provisorische Waschküche
Neue Gemeindeküche
Eine ausführlichere Baudokumentation findet sich in einer Baugeschichte Stadtkloster Segen
Hier finden Sie auch eine Information zu den Zahlen.
Die Renovierungsarbeiten im Stadtkloster werden weitergehen: Momentan suchen wir Spenden und Fördermittel für die Sanierung des Glockenturmes. In ferner Zukunft steht auch die Erneuerung des Kircheninnenraumes, sowie der Treppenhäuser an.
Dank der renovierten Räume können im Stadtkloster Tagungen, Seminare und Sitzungen stattfinden. Ein Gästehaus bietet Berlin-Besucher*innen einen ruhigen Rückzugsort.