Bei regelmäßigen Besuchen der KiTas in der Kirche werden die biblischen Taufgeschichten erzählt und verortet. Vom Taufbecken aus werden weitere Lebensorte im Kirchenraum erkundet. Die Eltern werden von den Kindern in das Projekt eingebunden. Die Kantorin übt Tauflieder ein und ein Familiengottesdienst schließt das Projekt ab.
Das Thema "Taufe" ist bei Kindern und Familien nicht mehr selbstverständlich.
Kinder und ihre Familien werden mit dem nicht mehr selbstverständlichen Thema Taufe bekannt gemacht und zum Kirchenraum in Beziehung gesetzt.
Sie sind eingeladen, sich taufen zu lassen, Gemeinde zu bilden und Fragen christlichen Glaubens in ihr Umfeld zu tragen.
Eingebunden ist dieses Projekt in das "Jahr der Taufe 2009" im Kirchenkreis Leine-Solling: Das kasuale Handeln wird in ca. 250 Veranstaltungen in den Gemeinden und Regionen kreativ und neu bedacht.
KiTa und Kirchengemeinde zeigen gemeinsam evangelisches Profil.
Die Taufe als selbstverständliches Familienfest, bald nach der Geburt eines Kindes, tritt immer mehr in den Hintergrund.
In einer Gemeinde im Kirchenkreis mit ca. 5000 Mitgliedern sind 180 Kinder in ev. Familien nicht getauft. Immer mehr Familien, die ihre Kinder taufen wollen, haben Schwierigkeiten, in ihrem Umfeld einen evangelischen Paten zu finden.
Dazu kommt die zunehmende Zahl der Alleinerziehenden, die aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten haben, ein Tauffest auszurichten. Zusätzlich fehlt manchmal ein familiärer Hintergrund oder ein Freundeskreis für dieses klassische Familienfest.
Aber "einfach so" in die Kirche gehen und taufen wollen sie auch nicht. Ebenso geht der inhaltliche Bezug zum Angebot des Glaubens in der Taufe mehr und mehr verloren.
Die inhaltliche und räumliche Nähe und die strukturell vorgegebene Vernetzung von Kirchengemeinde und ev. Kindergarten sind geradezu ideale Voraussetzungen, um diesem allen in einem kreativen Projekt zu begegnen und Eltern Anregung und Hilfestellung zugleich zu geben. Durch das Zusammenleben mit eigenen Kindern sind junge Familien für Glaubensfragen sensibel.
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In der Vorbereitung zum "Jahre der Taufe 2009" im Kirchenkreis Leine-Solling wurde das Projekt auf Anregung der Kirchenpädagogin im Kirchenkreis in Absprache mit dem Pfarramt zusammen mit der Kita-Leitung, dem Team und der Kirchenmusikerin geplant.
Für die Projektarbeit in den Kindertagesstätten wurde eine religionspädagogische Fortbildung für Erzieherinnen ganz neu erarbeitet.
Drei Materialkisten sind in den einzelnen Regionen bereit gestellt worden, welche die Mitarbeiterinnen in den Kitas mit geringem Zeitaufwand ausleihen und nutzen können.
Das Projekt wurde in die Sommermonate vor und nach den Ferien gelegt, weil sich das zur Einbettung in das Thema "Wasser" anbietet.
Nötige Absprachen zur Nutzung des Kirchenraumes mit dem Gemeindebüro wurden getroffen (ca. die Hälfte der Angebote findet im Kirchenraum statt, er ist nur wenige Meter von der Kita entfernt). Die Kirchenmusikerin plante ihre Mitarbeit beim Singen mit den Kindern frühzeitig ein.
Das Team bildete sich zum Thema fort und plante, wer verantwortlich und kontinuierlich mitarbeitete und wer begleitete.
Das Projekt wurde von einigen durchgeführt und von allen getragen. Die Eltern wurden zeitnah informiert und eingebunden, Abschlussandacht bzw. Familiengottesdienst und Elternnachmittage zeitlich festgelegt und bekannt gegeben. Zwei Wochen vor dem Start führen die Mitarbeiterinnen mit den Kindern Interviews im Stuhlkreis zur Frage: "Was ist eigentlich "Taufe"? Die Kinderäußerungen werden im Eingangsbereich ausgehängt, um alle auf das Projekt einzustimmen.
2-3 x wöchentlich macht die Kirchenpädagogin zusammen mit den Mitarbeiterinnen der Kita ein Angebot zum Thema.
Die Mitarbeiterinnen führen das Angebot selbstständig weiter, bis alle Kinder, die daran teilnehmen möchten, die Chance dazu hatten.
Das religionspädagogische Thema "Taufe" ist in den Themenschwerpunkt "Wasser" eingebettet, zu dem die Kinder entsprechend der Lernbereiche des "Orientierungsplanes für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder" arbeiten.
Dieser sogenannte "O-Plan" benennt als 9. Erfahrungsfeld die "Ethischen und religiösen Erfahrungen". Ausgehend vom religionspädagogischen Thema werden auch die Experimentierfreude der Kinder (Tümpelwasser untersuchen wie auch die verschieden Formen von Wasser, wie Eis und Dampf kennen lernen), das ästhetische Empfinden (malen mit Wasserfarben), Natur und Lebenswelt erkunden (welche Gewässer gibt es in der Nähe) sowie die Sprachfähigkeit gefördert.
Kinder anderer Religionen - wie z. B. die Muslime - sind eingeladen, mit Hilfe ihrer Eltern über die Bedeutung des reinigenden Rituals mit Wasser für das tägliche Gebet von ihrem Glauben zu erzählen und selber durch die Begegnung mit dem Thema "Taufe" Elemente des christlichen Glaubens kennen zu lernen.
Zu diesen Themenbereichen macht das gesamte Team - auch zwischen den beiden Projektteilen - Angebote.
Dauer
2 x 3 Wochen vor und nach der Sommerpause der Kita.
Arbeitsaufwand
Bei guter Vorbereitung und Begleitung durch eine/n Hauptamtliche/n von Außen gut innerhalb der üblichen Vorbereitungszeiten der päd. Fachkräfte leistbar.
Mitarbeitende
Diakonin und Kirchenpädagogin, eine Pastorin für das Projekt; 2 pädagogische Fachkräfte der Kita , zeitweise auch weitere, die Leitung und Team begleiten.
Materialien
Kinderbibeln, Egli-Erzählfiguren und Marionetten u.a. als Erzählhilfen, Taufsymbole, Bastelmaterial wie Tonpapier, Kerzen, Verzierwachs, Taufschale und Kanne, Abendmahlsgeräte, Bilderbücher z. Thema Taufe/Wasser, Kirchenpuzzle, von den Kindern mitgebrachte Taufkerzen, Fotos, Taufkleider, Metallprägefolie, goldenes Tuch, Bild "Kindesegnung" von Emil Nolde, Folien und Tageslichtprojektor, Comic-Film "Platsch", 2 Kinderliegestühle, Materialkiste Fortbildung zum Thema Taufe für Kitas im KK, Digitalkamera ...
Kosten
Es entstehen ca. 500,- Euro Kosten wenn alle Materialien neu angeschafft werden müssen.
Hauptkostenfaktor ist die Ausrüstung der Materialkisten, speziell die Bilderbücher. Viele der Verbrauchsmaterialien sind in den Kindertagesstätten vorhanden oder können über deren Etat angeschafft werden. Der Kirchenraum mit seinen Geräten steht zur Verfügung.
Das Projekt kann sofort in jeder anderen evangelischen Kindertagesstätte dem Raum und dem Konzept angepasst umgesetzt werden. Eine Dokumentation wurde erstellt.
105 Kinder im Alter von 3-7 Jahren der ev. Kita St. Sixti in Northeim haben im freien Angebot nach und nach an dem Projekt teilgenommen, sowohl in der Einrichtung als auch im Kirchenraum.
Sie kommen sowohl aus kirchennahen Familien (deren Kinder in der Minikantorei singen) als auch aus kirchenfernen Familien, in denen durch das Projekt das Thema Taufe zum Familiengespräch wird.
Die Gemeinde nimmt die Kinder vermehrt im Kirchenraum wahr und erlebt Taufen von Kita-Kindern im Gottesdienst. Eine Familie lässt ihre beiden Kita-Kinder im Rahmen des Projektes taufen.
Rückmeldungen der Teilnehmenden und Mitarbeitenden
Die Kita-Kinder haben das Thema begeistert aufgenommen, bringen auch in der letzten Woche noch Fotos, Taufkerzen und Taufsprüche mit und zeigen sie stolz im Stuhlkreis. Andere fragen zuhause nach, warum sie nicht getauft sind und tragen einen entsprechenden Wunsch an die Eltern heran. Die Eltern reagieren durchweg positiv auf das Thema und nehmen rege an einem Eltern/Großeltern-Nachmittag zum Thema teil. Sie äußern ungefragt Lob über das Projekt. Eltern muslimischer Kinder erkundigen sich genau nach den Kirchenbesuchen und melden zurück, was ihre Kinder zuhause erzählen.
Eine muslimische Mutter besucht die Einrichtung und erzählt den Kindern über die Bedeutung des Wassers im Islam. Die pädagogischen Fachkräfte vertiefen auf einer Halbtagsfortbildung ihr Wissen zum Thema, sie arbeiten engagiert und mit persönlichem Einsatz mit, bringen z. B. eigene Taufkleider etc. mit in die Einrichtung. Sie tragen das Projekt aktiv und kreativ mit, besonders im konstruktiven Gespräch mit muslimischen Eltern und im zusätzlichen Besuch von Taufgottesdiensten in ihrer Freizeit.
Tipps für Nachahmer/innen